Zu Ostern waren wir wieder mit einem Hilfstransport in unserer Partnergemeinde Alsószentmárton in Südungarn. Seit mehr als 20 Jahren unterstützen wir die dort lebenden Zigeuner mit regelmäßigen Hilfsgütern.
Waren es anfangs noch Lebensmittel, beschränken wir uns heute auf Garderobe, vornehmlich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die Kinder des Kindergartens begrüßten unsere Fahrer des Hilfstransportes euphorisch und beobachten das Ausladen der mitgebrachten Spenden mit Spannung. Sie wissen schon dass wir meistens auch Spielgeräte mitbringen, die Kinder hier in Witten nicht mehr benötigen. So ein gebrauchtes Dreirad wird dann zum heiß begehrten Renner.
Bis so ein Transport starten kann ist eine Menge Vorbereitung nötig. Mitarbeiterinnen der Kleiderklammer des Caritas-Sankt Martin e.V. treffen sich zweimal wöchentlich um die abgegebenen Spenden zu sichten und für den Transport nach Ungarn vorzubereiten. Ungefähr 100-120 Packsäcke mit jeweils ca. 15 kg gebrauchter Bekleidung kommen für einen Transport zusammen. Vorzugsweise sammeln wir Garderobe für Kinder und Jugendliche. Aber auch Bekleidung, Schuhe, Bettdecken, Tischwäsche und Handtücher werden in Ungarn gerne genommen. Leider ist das aussortieren der Spenden nicht immer ein Vergnügen, sehr oft wird verschmutzte oder beschädigte Garderobe gespendet. „Altkleider spenden hat auch etwas mit Achtung der Menschenwürde zu tun, wir geben nur das weiter an Bedürftige, was auch für uns noch tragbar ist“, so eine Mitarbeiterin, die sich schon oft beim Sortieren über Spenden geärgert hat.
Den nächsten Transport planen wir für die Zeit nach den Sommerferien. Schon jetzt werden wieder Spenden in der Kleiderkammer gesammelt und vorbereitet. Mit 3 bis 4 Fahrer machen wir uns dann mit unserem eigenen Fahrzeug auf nach Ungarn. Diesmal mussten die jungen Männer 4 Tage ihres Urlaubs opfern um die Spenden nach Ungarn zu bringen. Dankbarkeit dafür erfahren sie reichlich durch die Menschen unserer Partnergemeinde. Alsószentmárton ist immerhin ca. 1400 km von Witten entfernt. Zum Glück gibt es mittlerweile eine Autobahn dorthin. Das war nicht immer so, können sich noch ältere Fahrer unseres Vereins erinnern. Allein für Benzin und Autobahngebühren benötigen wir für jeden Transport ca. 600,- €.
Viel Arbeit, Urlaub, hohe Kosten und viel ehrenamtliches Engagement. Warum tun wir das? Wird denn unsere Unterstützung in Ungarn noch benötigt? Diese Fragen hören wir oft und stellen auch wir uns oft. Eine Antwort finden wir jedoch schnell, jedes Mal wenn wir mit unseren Freunden zusammen sind.
Ja - es hat sich schon eine Menge verändert in Alószentmárton, auch durch unsere Hilfe. Der kath. Kindergarten im Dorf arbeitet mit 4 Gruppen und gilt als mustergültig weit über die Grenzen der Diözese Pécs hinaus. In der Schülerhilfe lernen junge Menschen mittlerweile wie wichtig eine gute Schulbildung ist. Viel wichtiger noch, sie erhalten Unterstützung bei ihren Bemühungen einen Schulabschluss zu erlangen. Ihre Eltern hatten diese Unterstützung oft nicht. Die Armenküche der Gemeinde versorgt nicht nur mehr als 100 Bedürftige sondern kocht auch das Essen für den Kindergarten.
Die Situation der Familien ist immer noch verheerend. Gut 80% der Menschen dort haben keine Arbeit. Nicht nur wegen der fehlenden Infrastruktur, sondern auch wegen fehlender Ausbildung und nicht zuletzt wegen der anhaltenden Diskriminierung der Zigeuner. Der Einfluss Europas greift, das Verlangen nach Konsumgütern steigt, ebenso der Konsum von Alkohol und Drogen. Schuld daran sind die fehlende Hoffnung und die anhaltende Chancenlosigkeit. Dieses Problem betrifft viele Länder im Osten Europas auch 25 Jahre nach der Wende. Gerade die Jugendlichen sind am meisten davon betroffen. Sie suchen nach neuen Perspektiven.
Das Hilfswerk RENOVABIS greift in diesem Jahr zu Pfingsten ebenso dieses Thema auf. Unter dem Motto „Jung, dynamisch – chancenlos?“ macht RENOVABIS aufmerksam auf die Ausweglose Situation der Jugendlichen.
Mit unseren Hilf Transporten können wir an dieser Situation der dort lebenden Menschen nicht viel ändern, aber wir können ein Stück Hoffnung geben. Hoffnung darauf, dass sie nicht vollends vergessen sind und mit ihren Problemen allein sind. Hoffnung aber auch darauf dass Gott sie nicht vergessen hat!
Unsere Kleiderspenden entlasten die ohnehin schon recht schmale Haushaltskasse der Familien, werden gerne angenommen, und werden so zu einem Teil dieser Hoffnung.